Mit diesem Beitrag beteilige ich mich an der Blogparade „Mein Kulturtipp für Euch“ zu der Tanja Praske aufgerufen hat.
Das Theater, das ich mit diesem Blogpost empfehlen möchte, liegt mir wahrlich am Herzen. Als ich 2011 das Theater an der Volme in meiner Heimatstadt Hagen das erste Mal betrat, da war es noch gar kein Theater. Dort wo sich heute die Stühle auf der selbst gezimmerten Empore aneinanderreihen war nichts, außer kaltem Stein. Staub und Baulärm hingen in der Luft und überall lagen Materialien verstreut. Das einzige, was schon stand, war ein kleines Tischchen mit Laptop und Drucker. Indra Janorschke verkaufte an diesem Tischchen bereits die ersten Tickets für das Eröffnungsstück Lola Blau.
Gemeinsam mit ihrem Mann Dario Weberg hatte sie sich in den Kopf gesetzt, der verlassenen Kapelle auf dem ehemaligen Gelände der Textilfabrik Elbers neues Leben einzuhauchen und sie in ein Kammerspieltheater zu verwandeln. Unzählige Stunden Arbeit, Fleiß, Mut und Herzblut stecken in diesem Projekt. Ein Jahr lang durfte ich als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein bisschen mithelfen, das Theater zu dem zu machen, was es heute ist. Die Elbershallen haben sich längst zum Freizeit- und Kulturzentrum Hagens entwickelt und das Theater an der Volme ist dessen Flaggschiff.
Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass ich meiner Heimatstadt den Rücken kehrte, um nach Berlin zu gehen. So manches Theater habe ich seitdem besucht, aber keines ist so urig, so authentisch, so familiär, so abwechslungsreich und so außergewöhnlich, wie das Theater an der Volme.
„Von der Pampelmuse geküsst“ — Heinz Erhardt als Publikumsrenner
Schon als Kind lernte ich (meinem Papa sei Dank) Heinz Erhardt kennen und lieben. An dessen Wortwitz und tiefgründigen Humor kommt einfach niemand heran! Zu den ersten Stücken, die ich am Theater an der Volme sah, zählte „Von der Pampelmuse geküsst — Seien Sie mal immer lustig“ mit Dario Weberg in der Rolle von Heinz Erhardt. Ich weiß nicht wie, aber Dario schafft es sowohl das Wesen Erhardts exakt zu treffen, als auch seiner Darbietung etwas ganz Eigenes zu verleihen. Bis heute ist dieses Stück ein absoluter Publikumsrenner.
Zu Beginn stemmten Indra und Dario gemeinsam mit Darios Sohn Roman den Theaterbetrieb alleine: Regie, Bühnenbild, Kostüm, Textfassung, Dramaturgie, Marketing, Ticketing, Schauspiel — alles aus nur sechs Händen. Und als sei das noch nicht genug, betreiben sie im oberen Stockwerk der Kapelle noch eine Theaterbar mit Blick auf die Volme, die während der Pause und nach der Vorstellung zum Verweilen einlädt.
Stücke auf den Leib geschrieben
Seitdem ist die kleine Theaterfamilie stetig gewachsen. Inzwischen wird das Team von Schauspielern, Regisseuren und Autoren (und ja: auch das oft in Personalunion!) wie Stefan Schroeder, Beate Wieser oder Lars Lienen unterstützt, sodass auch größere, aufwendigere Produktionen gestemmt werden können. So ist mittlerweile z.B. eine richtige „Ekel Alfred“-Serie entstanden, die nicht nur zu Silvester ein großes Publikum aus Hagen und Entfernung anlockt. Aber insbesondere auch die Stücke von Stefan Schroeder sind etwas ganz Besonderes, da er diese den beiden Theatermachern Indra und Dario nicht selten „auf den Leib“ schreibt. Am allerliebsten sind mir jedoch noch immer die ruhigen, sanften Stücke mit minimalistischem Bühnenbild, die noch aus der Zeit stammen, als Indra und Dario mit ihrem LiteraTourTheater umherfuhren.
Häufig muss ich meine Heimatstadt verteidigen vor denen, die sie als hässlich und langweilig abtun. Das Theater an der Volme ist von vielen Gründen, Hagen zu besuchen, einer der besten. Wer Lust hat, auf abwechslungsreiches, authentisches Kammerspieltheater vor einzigartiger Kulisse, dem möchte ich das Theater an der Volme wärmstens empfehlen. Ich glaube, auch für mich wird es endlich mal wieder Zeit für einen Heimatbesuch!
Beitragsbild: Laura Lucas
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